Der Dreirappenrock
Regie: Kerstin Schult, David König – September 2011
Die Dachschadengesellschaft spielt diesen September zum ersten Mal in der Schützi Olten. Solch eine Lokalität verpflichtet: diese Gastspiel-Ehre ist einerseits ein grosser Schritt für unseren kleinen, feinen Theaterverein aber andererseits auch eine grosse Herausforderung für unsere ambitionierte Besetzung. Stete Weiterentwicklung ist unser Ziel. Der Zeitpunkt ist perfekt, um sich auf das Abenteuer Schützi einzulassen. Nach nun mehr als fünf Jahren bleibt unser Willen die Erwartungen unserer Besucher zu übertreffen bestehen. Jetzt gilt es, diesen Vorsatz zur Maxime zu machen, Neues zu wagen und unseren Wert als Teil der Kultur in Olten zu unterstreichen.
Inhalt
Auf den Strassen im Herzen von London: Es wird gebettelt, gesungen, gestohlen, gemordet und gehurt, zwielichtige Gestalten gehen windigem Gewerbe nach, und überhaupt ist man nicht zimperlich, wenn es um das Geschäft geht. Jonathan Peachum, seines Zeichens erfolgreicher Grossunternehmer in Sachen organisiertes Betteln, hat die Stadt fest im Griff. Nur eine Person scheint sich seinem Einfluss entziehen zu können, und das ist ausgerechnet seine Tochter, Polly. Ausgebüchst ist sie zwecks unstandesgemässer Heiratspläne, noch dazu mit einer der berüchtigsten Gestalten der Londoner Unterwelt: Macheath, genannt Mackie Messer. Für ihren Vater Jonathan Peachum, kommt diese Heirat einer feindlichen Übernahme seiner Firma gleich. Polly beharrt jedoch auf ihrer Liebe, so dass es gilt, den unerwünschten Schwiegersohn aus dem Weg zu räumen. London verwandelt sich in ein Haifischbecken - Gute Kontakte zu den offiziellen Stellen insbesondere zu Polizeichef Tiger-Brown sind da sehr nützlich, um die eine oder andere unschöne (Mord-) Geschichte zu keinem grösseren Problem für Mackie werden zu lassen. Trotzdem: Mackies unzuverlässiger Umgang mit der Damenwelt, auch der professionellen, verursacht erste Risse in seinem unangreifbaren Nimbus. Und dann gibt es da noch Jonathan Peachum, vielleicht der Einzige, der Mackie in seiner Skrupellosigkeit das Wasser reichen kann. Und der will Mackie hängen sehen.
Autoren
Bertolt Brecht wird am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Nach dem Abitur im Jahr 1917 beginnt Brecht mit dem Studium der Medizin, das er jedoch durch den Kriegsdienst als Sanitätssoldat unterbrechen muss. 1918 verfasst er sein erstes Bühnenstück mit Namen «Baal». Von 1924 an arbeitet Brecht als Dramaturg bei Max Reinhardt in Berlin. Brecht setzt sich hier mit der Philosophie des Marxismus auseinander. Im Jahr 1928 gelingt ihm mit der Dreigroschenoper ein grandioser Erfolg. In diesem Stück probiert der Autor zum ersten Mal seine Technik des «epischen Theaters» aus, das sich erheblich von den traditionellen Theaterformen unterscheidet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten werden Brechts Stücke verboten, ihm selbst wird die Staatsbürgerschaft entzogen. Er flieht ins Exil. Nach vielen Zwischenstationen, darunter Prag, Paris, Schweden, Finnland und die Sowjetunion, siedelt er sich mit seiner Frau, der Schauspielerin Helene Weigel, in Kalifornien an. Während des Exils entstehen seine berühmtesten Dramen, u. a. «Leben des Galilei» (1938), «Mutter Courage und ihre Kinder» (1939) und «Der kaukasische Kreidekreis» (1944/45). Auch mit Gedichtzyklen tritt Brecht immer wieder hervor. Zwei Jahre nach dem Krieg, als in den USA die Hexenjagd auf Kommunisten beginnt (McCarthy-Ära), kehrt Brecht den Vereinigten Staaten den Rücken zu. Die deutschen Westzonen verweigern ihm die Einreise, sodass er, nach einer Zwischenstation in der Schweiz, nach Ostberlin zieht. Gemeinsam mit seiner Frau gründet er hier 1949 das Berliner Ensemble. Im Theater am Schiffbauerdamm findet er eine geeignete Experimentierbühne für seine Stücke, die er dort höchstpersönlich zur Uraufführung bringt. Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Berlin.
Kurt Weill wird am 2. März 1900 als drittes von vier Kindern einer jüdischen Familie in Dessau geboren. Sein Vater Albert Weill ist Kantor in der Dessauer Synagoge. Nach dem Abitur 1918 beginnt Weill ein Studium an der Berliner Hochschule für Musik (sein Lehrer im Fach Komposition ist Engelbert Humperdinck). Aber schon Mitte des darauffolgenden Jahres muss er das Musikstudium aus finanziellen Gründen abbrechen und kehrt nach Dessau zurück. Hier wird er Korrepetitor am Dessauer Friedrich-Theater. Im Jahr darauf arbeitet er einige Monate als Kapellmeister in Lüdenscheid. Er dirigiert Opern, Operetten und Singspiele. Im September 1920 kehrt Weill zum Studium nach Berlin zurück. Dort spricht er mit dem berühmten italienischen Komponisten und Pianisten Ferruccio Busoni. Dieser macht Weill zu einem seiner fünf Schüler in der Meisterklasse für Komposition an der Preussischen Akademie der Künste. Im Jahre 1926 findet die Uraufführung des Operneinakters «Der Protagonist» in Dresden statt. Der Text stammt von Georg Kaiser. Kurt Weill war seit 1926 mit der Schauspielerin und Chansonsängerin Lotte Lenya verheiratet, einer Interpretin und Protagonistin seiner Werke. Nach einer vorübergehenden Trennung im Jahr 1934 heiratete das Paar 1937 ein zweites Mal.
Famous But Ghetto Formation
Für die diesjährige Grossproduktion der Dachschadengesellschaft «Der Dreirappenrock», konnte erfreulicherweise eine ambitionierte Band aus dem Raum Zofingen gewonnen werden. Sie nennen sich Famous But Ghetto Formation und existieren nun schon seit dem Jahr 2003, wobei die aktuelle Zusammensetzung erst seit gut drei Jahren besteht. Ihre Mundartsongs sind stilistisch nicht festgelegt und bewegen sich irgendwo zwischen Blues, Rock, Country, Punk, Funk, Ländler, Polka und Kehlkopfgesang. Inspieriert durch die alten Legenden, wie z. B. Muddy Waters, The Rolling Stones, Status Quo, Led Zeppelin und deren schweizer «Pendants» Züri West und Patent Ochsner, entsanden viele interessante Werke, mit welchen die fünf Jungs auch schon regelmässig aufgetreten sind und ihr Publikum zu begeistern wussten. Vor der Gründung der Band haben die Bandmitglieder in den unterschiedlichsten Projekten mitgewirkt und Erfahrungen sammeln können. Als kleines Highlight ihres Schaffens, kann die Studioaufnahme einer Eigeninterpretation des Peter Reimann Hits «Guggerzytli» für den freischaffenden Künstler Ron Dideldum genannt werden. Die «Famous But Ghetto Formation» strebt jedoch nicht nach Weltruhm und Reichtum, ihr Musikschaffen soll Hobby bleiben. Der grosse, jedoch bescheidene Traum der Fünf ist es einmal, eine professionelle CD-Produktion realisieren zu können. Über den Freundeskreis des Ensembles kam es nun dazu, dass die «Famous But Ghetto Formation» zu einem neuen ambitionierten Projekt gekommen sind: Der Vertonung und Begleitung des Dreirappenrocks nach Brecht. Ihre Eigeninterpretationen mit rockigem Einschlag, geben dem Stück den roten Faden und verpassen ihm gleichzeitig den letzten Schliff. Gemeinsam haben sie sich entschieden diese Herausforderung anzunehmen, in der Erwartung sich als Band weiterzuentwickeln.
Zur Homepage der Famous But Ghetto Formation
Presseberichte
OT (APRIL 2011) OT (SEPTEMBER 2011) Stadtanzeiger (SEPTEMBER 2011)
Besetzung
Macheath «Mackie» Messer
Luc Capus
Peachum
Christian Schmid
Lucy
Carol Schafroth
Jenny
Linda Gunst
Frau Peachum
Annetta Wyss
Walter, Hure, Bettler
Evi König
Bettsy, Bettler
Lea Hofer
Dolly, Konstabler
Noëmi Ackermann
Lucy
Tamara Rüfenacht
Ede, Schlagzeuger
Nico Muthupara
Robert, Gitarrist
Martin Bachmann
Trompeter, Keyboard
Lukas Stuker
Moritatensänger, Matthias, Gitarrist & Sänger
Cristoph Dombrowsky
Jakob, E-Bassist
Stephan Dombrowsky
Mrs Filch
Kerstin Schult
Filch
David König
Polly Peachum
Anika Helfer
Jackie «Tiger-» Brown
Jakob Müller